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Das Gate 5 - Teil 2

Dies war ein großes Projekt auf einen ganz neuen Feld, auf dem schwa-medico bis dato nicht tätig war. Und ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich auf  mächtige Gegener stossen würde, die das ganze Projekt, das so viel versprechend begann, sehr subtil , aber wirkungsvoll zu Fall bringen würden.

Aber um  das alles zu verstehen, muß man die Vorgeschichte kennen. Man wird sonst nicht verstehen, wieso ich mich auf ein so fern der Medizintechnik liegendes Terrain begeben hatte.

Schwa-medico stand damals in voller Blüte und eröffnete im Monatsrythmus neue Vertriebsbüros in deutschen Städten. Die DDR kam zum Westen und  der Vertrieb von unseren TENS Geräten konnte im Osten beginnen. Die Infrastruktur, Büroflächen, Telephonverbindungen, Hotels, alles war noch nicht vorhanden, nur Außendienstmitarbeiter waren schon unterwegs. Da kreierte ich zwei Ostbüros in Gießen, die entsprechende Gebiete im wiedervereinigten Teil Deutschlands bearbeiteten.  In Gießen mietete ich ein ganzes Haus mit 4 Etagen, das Penthaus benützte die Verkaufsleitung, darunter eine Etage schwa-medico Forum Salutare, eine Arztpraxis und 1 und 2 Etage je ein Büro mit 5 bis 6 Angestellten, die für Ostgebiete arbeiteten, was bedeutede auch entsprechender Warenversand an Patienten, Kliniken und Arztpraxen. Der Erfolg gab diesem Modell recht, aber die Logistik benötigte größere Lagerflächen. Zwei Querstraßen weiter lag eine riesige Maschinenfabrik seit mehreren Jahren in Konkurs und da fragte ich den Konkursverwalter, ob er Flächen abzugeben hätte.

Hatte er, sicherlich mehrals 50000 Quadratmeter Hallenfläche und ich besichtigte eine komplett liegende Halle mit ca. 6000 qm die wie ein Industriedenkmal wirkte, mit gusseisernen Säulen, Nebenräumen, noch so , wie im Konkurs liegen geblieben, viel zu schön für ein Lager und viel zu groß.

So entstand die Idee, daraus ein Kneipen- Kultur- und Sportzentrum zu machen und ich beauftragte eine mit mir befreundete Architektin Pläne dafür zu machen. In der damaligen Zeit hatte schwa-medico viele angestellte Handwerker, Schreiner, Maler, Gärtner und Hilfsarbeiter und wir machten uns daran diese Hallen auzubauen für unsere Zwecke,

 

Zuerst mussten viele Altlasten an verrosteten Maschinen, Schrott und verrotete Möbelstücke entfernt werden. Wir arbeiteten 2 Jahre daran. Ein Künstler aus Berlin angereist, schweisste aus alten Metallteilen ein komplettes Bistro, Stühle, Hocker, Theken, Dekor. Im vorderen Teil entstand ein Bistro. Vor der Halle und zwischen den Hallen Biergärten, Multifunktionsträume, die angemietet werden konnten, Sportpark mir Half Pipe, Trampolin und Kletterwand und ein riesen Oval als Inlinebahn. Toilettenanlagen, Kühlräume , Musikanlagen und Technik.

Da Konzept war, dass immer zwei meiner altgedienten schwa-medico Mitarbeiter die Aufsicht führten, immer nur einen Tag, nach einen selbst verwalteten Dienstplan. Das andere Personal , Thekendienst, Barmixer, Köche, Putzfrauen war in dieser Einrichtung fest angestellt. Bedienungen rekrutierten sich aus dem unerschöplichen Reservoir der Gießener Studentinnen.

Aber die Gegener formierten sich. Die Anwohner, die alle rund um die Maschinenfabrik in Werkswohnung logierten, die die Maschinenfabrik für diese bereit hielt, als die noch funktionierte, beschwerten sich über Lärm.

 

Dabei war die Maschinenfabrik früher 10 mal lauter, aber seit ein paar Jahren eben still. Das Bauamt machte immer neue Auflagen. Dies war nicht so leicht zu durchschauen, aber dahinter steckte die Lobby der Wirte, die dort wohl mehr als gute Kontakte hatte,- die Bauämter waren schon immer anfällig für Kontakte und die großen Bierhersteller, die einfach nicht den Fuß in die Türe brachten, wie sie das bei jeglicher Gastronomie haben. Ich muste mir nicht die Bestuhlung bezahlen lassen oder die Sonnenschirme im Biergarten, ich konnte Bier kaufen wo ich wollte. Und wenn die Hersteller über ihre lokalen Händler keine guten Preise machten, auf Geheiß von oben, so schickte ich einfach einen Firmen LKW nachTschechien und wir importierten Ladungsweise Pilsener Urquell. 

So begann auch die Stadt diesem Druck nachzugeben, genehmigte keine  Großveranstatungen mehr, wir hatten oftmals Parties mit mehr als 1000 Leuten, beschränkte die Plätze im Biergarten, alles Maßnahmen um dieses Zentrum sich nicht entwickeln zu lassen. Es gab neben unserer Halle noch viele andere leer stehende, und es zeichnete sich ab, dass es das Gießener Zentrum werden könnte. Eine Kartbahn war im Gespräch, Kegelbahnen, Orthopädie Reha Einrichtungen. Und es gab Parkplätze ohne Ende, denn die Maschinenfabrik hatte mehrere tausend Beschäftigte als die noch funktionierte. Die Stadt nahm sich mit Vorkaufsrecht einen großen Teil davon um einen Kindergarten zu errichten- da war dann die Lärmbelästigung auf einmal nicht mehr gegeben.

So habe ich das Gate 5, wir nannten es so, weil wir den Haupteingang am ehemaligen Tor 5 in dem denkmalgeschützen Industriepark errichteten, nach fünf Jahren wieder geschlossen. Die Hallen stehen seit mehr als 10 Jahren leer, es wollte Niemand ein ähnliches Fiasko erleiten und der Abriss kam nicht in Frage, wegen des Denkmalschutzes. Nur in einem kleinen Nebengebäude hat sich ein Hotel etabliert.

Aber es war ein Zeit voller Kreativität und kruder Ideen, Ich kam auf die Idee, an den Wahlen zum Stadtparlament teil zu nehmen als Gate 5 Partei. Wir bekammen Artikel in den lokalen Zeitungen und hatten auf dem Marktplatz an den Wochenenden einen Stand, wo wir Gate 5 Prospekte verteilten und für uns Werbung machten. Ich erinnere mich auch noch an das Projekt, das wir vertraten als Gate 5 Partei. Wir wollten das Stadttheater schließen, weil das 85 % des gesamten Kulturetats beanspruchte, und anstelle dessen 2 große Busse anschaffen um vom Gießener Stadttheater aus, Vorstellungen in nahegelegenen Städte mit immer 100 Leuten zu besuchen, also Dauerkarten in Darmstadt, Frankfurt und Wiesbaden kaufen. Ich finde diese Idee auch heute noch fascinierend, vermutlich wird es aber coronabedingt garkeine Stadttheater mehr geben und das Problemhat sich erledigt. Ein Sitz im Stadtparlament errangen wir nicht, aber wir hatten kostenlose Werbung.

© 2020 by Bernd Kreutner

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